Durch die jüngsten Bankenkrisen ist das Interesse an Banken und ihrer Funktionsweise gestiegen. In der Vergangenheit war die empirische und institutionelle Marktmikrostruktur des Betriebs von Banken kein primärer Fokus für Untersuchungen von Forschern, weshalb sie in der Literatur nicht gut abgedeckt sind. Ein vernachlässigtes Detail ist die Funktion der Banken als Schöpfer und Allokateure von etwa 97% der Geldmenge (Werner, 1997, Werner, 2005), die in jüngster Zeit an Aufmerksamkeit gewonnen hat (Bank of England, 2014a, Bank of England, 2014b, Werner, 2014b, Werner, 2014c). Ziel dieses Beitrags ist es, genau zu untersuchen, wie Banken Geld schaffen und warum bzw. ob Unternehmen dies nicht auch tun können. Da die Umsetzung von Bankgeschäften im Rahmen der Unternehmensbuchhaltung erfolgt, basiert dieser Beitrag auf einer vergleichenden Buchhaltungsanalyse. Indem die buchhalterische Behandlung der Kreditvergabe in zwei Schritte unterteilt wird, können die Unterschiede in der Buchhaltung von Banken und Nicht-Banken isoliert werden. Als Ergebnis kann genau festgestellt werden, warum Banken anders sind und was sie auszeichnet: Sie sind von den Kundengeldvorschriften ausgenommen und müssen daher im Gegensatz zu anderen Unternehmen keine Kundengelder trennen. Dies ermöglicht es den Banken, ihre Verbindlichkeiten aus Bankkreditverträgen als eine andere Art von Verbindlichkeiten zu klassifizieren, die als „Kundengelder“ bezeichnet werden. Diese Erkenntnis ist aus vielen Gründen wichtig, u.a. für die genaue Modellierung des Bankensektors in Wirtschaftsmodellen, die Bankenregulierung und auch für geldpolitische Reformvorschläge, die darauf abzielen, den Banken das Privileg der Geldschöpfung zu entziehen. Das Papier ergänzt somit die wachsende Literatur über die institutionellen Details und die Marktmikrostruktur unseres Finanz- und Geldsystems und bietet insbesondere einen neuen Beitrag zur Literatur über die Frage, „was Banken aus bilanzieller und regulatorischer Sicht auszeichnet“, indem es das Rätsel löst, warum Banken Kredit- und Einlagengeschäft unter einem Dach vereinen.