Obwohl die Schweiz keine offizielle Hauptstadt hat, ist die Stadt Bern de facto der Regierungssitz des Landes.
Vor 1848 beherbergten die Kantone Zürich, Bern und Luzern im zweijährigen Turnus den eidgenössischen Landtag. 1848 wurde jedoch beschlossen, dass die Stadt Bern im Kanton Bern von nun an den Regierungssitz beherbergen sollte. Obwohl sie als Bundesstadt und de-facto-Hauptstadt der Schweiz bezeichnet wird, ist sie offiziell beides nicht.
Eine Stadt ohne Status
Als die Schweiz 1848 zu einem Staat wurde, beschloss man, dass das Land keine offizielle Hauptstadt haben sollte, um jedem Territorium im Land die gleiche Bedeutung zu geben. Allerdings wurde Bern (französisch: Berne) zu dieser Zeit als Sitz der Bundesregierung des Landes ausgewählt, was es zu einer inoffiziellen Hauptstadt machte. In der Verfassung des Landes ist Bern jedoch nicht als Hauptstadt genannt.
Während sich die Regierung in Bern befindet, sind viele andere wichtige Dienste über das ganze Land verstreut zu finden. So befindet sich in der mehrheitlich frankophonen Stadt Lausanne das Bundesgericht, während das Bundesstrafgericht in der mehrheitlich italienischen Stadt Bellinzona angesiedelt ist. Diese Gebäude sind in verschiedenen Städten platziert, um alle großen Sprachgemeinschaften der Schweiz so fair und gleichberechtigt wie möglich einzubeziehen. Die drei Hauptsprachen, die in der Schweiz gesprochen werden, sind Französisch, Italienisch und Deutsch.
Über Bern
Bern ist der zweitgrößte Kanton der Schweiz nach Einwohnerzahl, während die Stadt Bern die viertgrößte Stadt der Schweiz nach Einwohnerzahl ist, mit etwa 142.656 Bürgern. Deutsch ist die Amtssprache, Bernerdeutsch ist die meistgesprochene Sprache. Das historische Zentrum von Bern wurde 1983 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Namensgebung von Bern
Die Etymologie von Bern ist unbestimmt. Der örtlichen Legende nach soll der Stadtgründer die Stadt nach dem ersten Tier benannt haben, dem er bei einem Jagdausflug begegnete, einem Bären, wie der Name vermuten lässt. Es wurde auch in Betracht gezogen, dass Bern nach Verona, einer der Städte Italiens, benannt wurde. Diese italienische Stadt war in der Antike als Bern bekannt. In den 1980er Jahren wurde eine andere Version der Herkunft der Stadt nach der Entdeckung der Berner Zinntafel erklärt. Man geht heute davon aus, dass der Name auf ein bereits bestehendes Toponym keltischen Ursprungs zurückgeht. In der damaligen Zeit, genauer gesagt in den frühen 1220er Jahren, war der Bär ein Symbol für die Schweizer. Er bildete einen großen Teil ihres Siegels und Wappens und auch ein Brauch des Volkes, lebende Bären zu züchten, datiert in die späten 1450er Jahre.
Geschichte von Bern
Es ist zu beachten, dass es keine archäologischen Beweise gibt, die darauf hindeuten, dass es eine menschliche Siedlung im Stadtzentrum vor dem 12. Es wurde jedoch ein keltisches Oppidum auf der Nordseite von Bern gefunden, das errichtet wurde. Es wird vermutet, dass es aus dem 2. Jahrhundert stammt und verstärkt wurde. Zur Zeit des römischen Reiches soll sich an der besagten Stelle ein gallo-römischer Vicus befunden haben. Zudem existierte in der Antike eine grosse Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Berner Stadtteils Bumpliz. Die Gründung der feudalen Stadt begann im frühen 12. Jahrhundert und geht vermutlich auf die Zahringer zurück, die in Burgund über die Region herrschten. Bei näherer Betrachtung, die sich auf die Aufzeichnungen der Geschichtsschreibung aus dem 14. Jahrhundert stützt, wird angenommen, dass die Region von Bethold V., Herzog von Zahringen, gegründet wurde. Leider verstarb dieser Gründer ohne einen legitimen Erben, so dass die Stadt eine offene Reichsstadt wurde.
Geografie und Klima von Bern
Die Stadt liegt auf dem Schweizer Mittelland, das das Herz der Schweiz direkt im Osten hat. Die Berner Alpen sind nicht allzu weit von der Region entfernt, eine grobe Schätzung würde die Entfernung zwischen ihnen auf etwa 22 km beziffern. Ein aktueller Eiskrater führte zur Entstehung der Landschaft von Bern. Die Topographie der Stadt ist uneinheitlich, da sie sehr hohe Regionen wie das Kirchenfeld und sehr niedrige innere Regionen wie die Matte hat. Wie aus der Statistik von 2009 hervorgeht, umfasst die Stadt eine Fläche von etwa 51,62 km². Dabei werden 20% der Fläche landwirtschaftlich genutzt, 33% sind von Wald umgeben. Die Siedlungsfläche nimmt den größten Teil ein, da 45% der Fläche von Gebäuden und Straßen eingenommen werden. Gewässer nehmen eine Fläche von etwa 0,16 qkm ein. Diese Gewässer, hauptsächlich Flüsse und Bäche, sind die Hauptlieferanten von Wasser in der Region.
Andere Länder ohne Hauptstädte
Die Schweiz ist nicht das einzige Land der Welt ohne eine überschaubare Hauptstadt. Vor allem Nauru, ein kleiner Inselstaat im Südpazifik, hat keine offizielle Hauptstadt. Stattdessen wird die Stadt Yaren, die die bevölkerungsreichste der Insel ist, als inoffizielle Hauptstadt genutzt.
Ein weiteres einzigartiges Szenario ist das Land Südafrika, das insgesamt drei Hauptstädte hat. Während Pretoria die legislative Hauptstadt ist, ist Kapstadt die legislative Hauptstadt und Bloemfontein die juristische Hauptstadt.