Beschreibung
Eine 48-jährige Frau wurde wegen einer nicht abklingenden Lungenentzündung mit schnell fortschreitendem Atemversagen in unser Krankenhaus überwiesen.
Sie hatte keine bemerkenswerte medizinische Vorgeschichte oder eine Vorgeschichte von illegalem Drogenkonsum. Sie wurde 5 Tage vor der Einlieferung in unser Krankenhaus mit 4 Tagen Fieber und trockenem Husten in ihr örtliches Krankenhaus eingeliefert. Mit der Verdachtsdiagnose einer atypischen Lungenentzündung wurde sie mit intravenösem Minomycin (200 mg/Tag) behandelt.
Bei der Aufnahme (Tag 1) war sie bei vollem Bewusstsein und ihre Vitalzeichen waren: Temperatur 37.2°C; Herzfrequenz 85 bpm; Blutdruck 104/70 mm Hg; SpO2 90% auf Sauerstoff bei 10 L/min per Maske (arterielles Blutgas (ABG): pH 7,453, pCO2 39,1 Torr, pO2 54,4 Torr, HCO3- 27 mmol/L) und Atemfrequenz 36 bpm.
Bei der körperlichen Untersuchung wurden keine zufälligen Atemgeräusche festgestellt, aber die Brustwand bewegte sich bei der Einatmung nach innen und bei der Ausatmung nach außen, zusammen mit einer Dyssynchronie zwischen Brustkorb und Abdomen (Video 1), in einer Art „Wippbewegung“, was auf ein akutes Atemversagen hindeutet.
iv xmlns:xhtml=“http://www.w3.org/1999/xhtml Video 1
Schaukelbewegung am Aufnahmetag
Das Röntgenbild der Brust (Abbildung 1A) und das Thorax-CT (Abbildung 1B) zeigten eine massive Konsolidierung mit Luftbronchien und Schliffopazitäten in den beidseitigen mittleren bis unteren Lungenflügeln. Aufgrund der radiologischen Befunde wurde bei der Patientin eine akute interstitielle Pneumonie diagnostiziert und sofort mit einer nasalen High-Flow-Sauerstofftherapie, einer intravenösen Steroid-Impulstherapie (1000 mg/Tag für 3 Tage/Kurs) und einem oralen Immunsuppressivum (Cyclosporin 150 mg/Tag) behandelt. Drei Wochen später verschwanden ihre Wippbewegungen mit einer Verbesserung des respiratorischen Status (SpO2 98% auf 3 L/min Sauerstoff über eine Nasenkanüle, ABG: pH 7,431, pCO2 40,9 Torr, pO2 59,7 Torr, HCO3- 26,7 mmol/L). Zu diesem Zeitpunkt verbesserten sich auch die Lungenläsionen deutlich (Abbildung 1C, D).
Das Atmungsmuster zeigt eine Deflation der Lunge während der Inspiration und eine Inflation der Lunge während der Exspiration. Thoraxröntgen (A) und Thorax-CT (B) bei der Aufnahme zeigten eine massive Konsolidierung mit Luftbronchien und Schliffopazitäten in bilateralen mittleren bis unteren Lungenfeldern. Drei Wochen später waren diese Läsionen fast verschwunden, bis auf schwache Grundglastrübungen mit leichter Konsolidierung und/oder Bronchiektasen (C und D).
Die paradoxe Atmung (Wippbewegung) ist ein Kennzeichen für eine Hemmung des Gasaustauschs aufgrund von Zwerchfell- oder Atemmuskelermüdung (d. h. chronisch obstruktive Lungenerkrankung)1 oder einer traumatischen Verletzung des Thorax (Flatterbrust), die eine dringende mechanische Beatmung erfordern kann.
Lernpunkte
-
Seesaw-Bewegung ist eine Art von paradoxer Atmung, die auf einen gestörten Gasaustausch hinweist, der eine mechanische Beatmung erforderlich machen könnte.
-
Seesaw-Bewegung deutet auf ein Atemversagen aufgrund von Zwerchfell- oder Atemmuskelermüdung hin oder sagt es voraus.