Kontaminationen von Blutproben kommen leicht vor, zum Beispiel wenn rote Blutkörperchen durch unsachgemäße Handhabung platzen. Die Meinungen darüber, wie mit Testergebnissen aus diesen ungeeigneten Proben umzugehen ist, gehen auseinander.
Die Hämolyse beschreibt das Aufplatzen von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die Freisetzung ihrer Inhaltsstoffe wie Hämoglobin oder Kalium in das umgebende Plasma. Im klinischen Umfeld kommt es häufig zu dieser Art der Kontamination von Blutproben aufgrund unsachgemäßer Probenentnahme oder schlechter Probenhandhabungstechniken. Da nachfolgende Labortests dadurch beeinträchtigt werden können, wird in der Regel eine erneute Blutentnahme veranlasst.
Aber was ist, wenn die Testergebnisse eines Patienten sofort benötigt werden oder eine weitere Blutprobe schwer zu beschaffen ist?
Ein aktuelles Opinion Paper von Giuseppe Lippi von der Universität Verona und Kollegen hat die kontroverse Frage aufgegriffen, ob Daten aus hämolysierten Proben (wie in einem anderen Paper einer österreichischen Forschergruppe vorgeschlagen) nicht zurückgehalten, sondern dem zuständigen Kliniker zusammen mit einem standardisierten Hinweis auf den Grad der Hämolyse und die Auswirkung auf den jeweiligen Laborparameter zur Verfügung gestellt werden sollten. Je nachdem, wie lange es dauern würde, eine weitere Probe zu erhalten und einen weiteren Test durchzuführen, könnte dies potenziell lebensbedrohliche Verzögerungen bei Diagnose und Behandlung verhindern.
Die italienischen Autoren argumentieren jedoch, dass gerade in einer hektischen und überfüllten Einheit wie einer Notaufnahme das Risiko, einzelne Hinweise oder Kommentare zu übersehen, dramatisch hoch wäre. Generell gäbe es zu viele Unsicherheiten bei der Auswertung von Daten, die auf hämolysierten Proben basieren, und das Risiko einer falschen klinischen Entscheidung würde den geringen Zeitgewinn überwiegen.
Solange das Problem der ungeeigneten Blutproben besteht, wird auch die Debatte über den Umgang mit den abgeleiteten Daten weitergehen. Wenn Sie mehr erfahren und sich eine eigene Meinung bilden möchten, lesen Sie das Thema in der Zeitschrift Clinical Chemistry and Laboratory Medicine.
Lesen Sie den Originalartikel hier:
Giuseppe Lippi, Gianfranco Cervellin, Mario Plebani: Reporting altered test results in hemolyzed samples: is the cure worse than the disease?, 16.02.2017