1. Er schrieb Musik für einen toten Pudel.
Eines der ersten Rätsel in Beethovens Biografie ist sein Geburtsdatum. In seiner Geburtsurkunde steht nur das Datum seiner Taufe, der 27. Dezember 1770 in Bonn. Als Kind lernte er Klavier, Orgel und Geige zu spielen. Sein erstes Konzert gab er im Alter von sieben Jahren.
Mit 12 Jahren komponierte er bereits Stücke mit lustigen Namen wie „Lied an einen Säugling“ und später „Elegie auf den Tod eines Pudels“. Die Identität des glücklichen Pudels bleibt unbekannt.
Im Jahr 1792 zog Beethoven nach Wien, wo er bis zu seinem Tod bleiben sollte. Er starb am 26. März 1827 im Alter von 56 Jahren, wahrscheinlich an einer Lebererkrankung.
2. Er hatte ein geheimnisvolles Liebesleben.
Beethoven hat nie geheiratet. Es heißt, dass er sein berühmtestes Klavierstück „Für Elise“ für die deutsche Opernsängerin Elisabeth Röckel schrieb. Er soll ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht haben.
„Für Elise“: Beethoven verehrte Elisabeth Röckel
Sein Freund Franz Gerhard Wegeler schrieb: „In Wien war Beethoven immer in Liebesaffären verwickelt.“ Unter seinen privaten Papieren hinterließ Beethoven Liebesbriefe an eine unbekannte Dame, die als „Unsterbliche Geliebte“ bekannt geworden ist. Niemand weiß genau, wer das war, aber neuere Biographien behaupten, es könnte sich um Antonie Brentano handeln, die in die berühmte Brentano-Familie einheiratete.
3. Er war unordentlich, aber streng.
Sein Nachttopf blieb ungeleert unter seinem Klavier stehen und Essensreste fanden sich verstreut zwischen seinen Kompositionen. Sein Gesicht war stoppelig und pockennarbig. Auch das war Beethoven.
Aus dem fröhlichen jungen Komponisten wurde ein mürrischer und schlecht gelaunter Mann. In dem Brief, der heute als „Heiligenstädter Testament“ bekannt ist, schrieb er, dass seine Reizbarkeit auf seine zunehmende Taubheit zurückzuführen sei. Als Beethoven nach dem Tod seines Bruders die Vormundschaft für seinen Neffen Karl übernahm, war er so streng mit ihm, dass der junge Mann einen Selbstmordversuch unternahm, um sich dem Zugriff seines Onkels zu entziehen.
4. Er war ein musikalischer Revolutionär.
Die Ära der Wiener Klassik ging mit Beethoven zu Ende. Der Komponist mit dem wilden Haarschopf galt als musikalischer Revolutionär und Wegbereiter der Romantik. In seine 9. Sinfonie schrieb er einen Chor hinein – das hatte es noch nie gegeben.
Bekannt wurde er für seine dramaturgischen Kompositionen, und statt langer Motive bevorzugte er kurze, die leichter wiederzuerkennen waren, wie der Anfang seiner berühmten fünften Sinfonie zeigt.
Beethoven komponierte etwa 240 Werke, darunter Symphonien, Klavierkonzerte, Streichquartette und eine Oper.
Die Partitur der revolutionären Neunten Symphonie
5. Er hatte eine Vision.
Beethoven war ein Perfektionist. Er komponierte nicht für seine Zeitgenossen, sondern für die Nachwelt. Er überarbeitete und korrigierte seine Partituren immer wieder, bis spät in die Nacht.
Er erreichte sein Ziel: Beethoven ist heute einer der meistgespielten Komponisten der Welt. Schon zu Lebzeiten konnte er von seinen Kompositionen leben. Geld verdiente er auch mit Auftragswerken für politische Persönlichkeiten seiner Zeit.
6. Seine einzige Oper wäre fast auf dem Müll gelandet.
Peter Freiherr von Braun gab Beethovens „Fidelio“ in Auftrag. Bei der Uraufführung im Jahr 1805 wurde die Oper von der Kritik verrissen. Beethoven überarbeitete sie erfolgreich und produzierte eine dritte und vierte Version der Partitur.
Die Handlung basiert auf einem tatsächlichen Ereignis der Französischen Revolution: Eine heldenhafte Frau, als Mann verkleidet, befreit ihren Mann aus dem Gefängnis der Jakobiner. Das Pausensignal, das jahrzehntelang in den Radioprogrammen der Deutschen Welle verwendet wurde, ist einer Arie aus „Fidelio“ entlehnt.
Beethoven schrieb nur eine Oper: „Fidelio“
7. Er wurde von Napoleon inspiriert und erzürnt.
Beethoven interessierte sich nicht nur für Musik, sondern auch für Philosophie, Literatur und Politik. In den frühen Phasen seiner musikalischen Karriere zollte er dem Heldentum Tribut. Er war ein Fan der Französischen Revolution und widmete seine dritte Sinfonie, die „Eroica“, Napoleon.
Als sich Napoleon jedoch zum Kaiser krönte, radierte Beethoven diese Widmung wütend aus seiner Partitur.
8. Ta-ta-ta-Taaaa: Er beschloss, dass weniger mehr ist.
Der Beginn von Beethovens fünfter Sinfonie aus dem Jahr 1808 ist weltberühmt. Das Motiv des ersten Satzes besteht aus nur vier Tönen. Insgesamt schrieb Beethoven neun Sinfonien, viel weniger als Mozart, der über 41 komponierte.
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Vom Revolutionär zum Pop-Idol
Charismatisch, aber temperamentvoll
Ein ernster Blick, ein leicht grimmiges Gesicht und eine Löwenmähne: Bilder von Ludwig van Beethoven haben sich in die kollektive Vorstellungskraft eingeprägt wie wohl kein anderer Komponist. Dabei sind es vor allem die späten Porträts, die die heutigen Vorstellungen von dem revolutionären, kämpferischen und schwierigen Künstler geprägt haben.
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Ein Shootingstar in Wien
Kräftig, und doch mit einem Hauch von Lächeln blickt ein junger Beethoven auf diesem Gemälde von 1803 auf den Betrachter. Zu dieser Zeit hatte er bereits einige der einflussreichsten Musikmäzene der Wiener Aristokratie für sich gewonnen.
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Besuch beim Fürsten
Fürst Carl von Lichnowsky war einer von Beethovens ersten Förderern, mit dem er sich später zerstritten hat. Auf diesem Bild von Julius Schmid aus dem Jahr 1900, „Beethoven spielt bei Lichnowsky“, scheint der Streit zwischen dem Fürsten und dem Komponisten bereits im Gange zu sein.
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Stolz und selbstbewusst
Beethoven traf in Teplitz nicht nur Goethe, Böhmen, im Jahr 1812, sondern es kam auch zu einer legendären und skandalösen Brüskierung: Während sich der Dichter ehrfürchtig vor dem Fürsten verbeugte, schritt der Komponist Beethoven hocherhobenen Hauptes an ihm vorbei. So jedenfalls stellte sich Carl Rohling die revolutionäre Szene vor.
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Revolutionärer Komponist
Beethoven war nicht nur von den Ideen der Französischen Revolution begeistert, sondern auch von neuen Kompositionsmethoden. Hier, in diesem Bild von Willibrord Joseph Mähler aus dem Jahr 1804, scheint er ihnen mit einer weiten, ausladenden Geste Ausdruck zu verleihen.
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Das Original
Es besteht kein Zweifel, dass Beethoven einer der beliebtesten Künstler seiner Zeit war – was die unzähligen Porträts von ihm beweisen. Eines der bekanntesten ist dieses Bild von Joseph Karl Stieler aus dem Jahr 1820.
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Going Pop
Im Vergleich zu anderen Künstlern stellte Stieler Beethoven weniger realistisch dar, sondern eher idealisiert. Später diente das Gemälde als Vorlage für Stiche, in denen die Konturen noch stärker hervortraten. Es ist sicher kein Zufall, dass Andy Warhol dieses Bild für seine eigenen Wiedergaben wählte.
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Aufgesprüht
Auch in Bonn – der Geburtsstadt Beethovens – gibt es mehrere Varianten von Stielers Bildnis: Als Steinskulptur vor der Beethovenhalle, manchmal – vor allem während des Beethovenfestes im September – als Gemälde auf dem Bürgersteig oder als Graffiti an einer Wand – wie hier in der Nähe des Beethovenhauses, wo der Komponist geboren wurde.
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Ringen mit jeder Note
Dass Beethoven es sich beim Komponieren nicht leicht gemacht hat, erfuhr die Musikwelt erst nach seinem Tod 1827. Beschreibungen seiner Zeitgenossen, die ihn bei der Arbeit sahen, prägten sicherlich das romantische Bild des Maestros, der unerbittlich und kompromisslos nach musikalischer Perfektion strebte.
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Genie und Wahn
Die Zeitgenossen bewunderten Beethovens geniale Werke. Nachfolgende Komponistengenerationen waren jedoch von ihnen eingeschüchtert – und fürchteten, sie könnten Beethovens Niveau nicht erreichen. Dieses Bild von Hermann Torggler aus dem Jahr 1902 zeigt den Komponisten in fast dämonischer Manier – geschaffen nach der Totenmaske des Komponisten.
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Das Pop-Idol
Kaum ein Komponist ist heute weltweit so bekannt wie Ludwig van Beethoven – nicht zuletzt dank seines Klavierstücks „Für Elise“. Sein Leben wurde mehrfach verfilmt und sogar in Cartoons und Comics umgesetzt.
Autor: Klaus Gehrke / als
Jedes seriöse große Orchester hat alle neun Sinfonien in seinem Standardrepertoire. Beethovens Sinfonien waren so umfangreich und klanggewaltig, dass nachfolgende Komponisten wie gelähmt waren von der Herausforderung, sie zu übertreffen.
Die Zahl neun scheint auch die Nachwelt geprägt zu haben: Auch Gustav Mahler und Anton Bruckner kamen nie über die neunte Sinfonie hinaus.
9. Er beeinflusste die Entwicklung der CD.
Der Finalsatz von Beethovens Neunter Sinfonie ist der berühmteste, denn er diente als Vertonung von FriedrichSchillers Gedicht „Ode an die Freude“. Beethoven war bereits taub, als er ihn schrieb. Der Komponist konnte den frenetischen Applaus nicht hören, als die Sinfonie am 7. Mai 1824 uraufgeführt wurde.
Die Neunte Sinfonie beeinflusst die Musik bis zum heutigen Tag. Sie diente als Vorlage für den weltweiten Pop-Hit „A Song of Joy“ von 1970. Seit 1985 ist die Instrumentalversion der „Ode an die Freude“ die Hymne der Europäischen Union. Auch der 1982 eingeführte 80-Minuten-Standard für CDs wurde durch die Länge dieser rund 70-minütigen Sinfonie beeinflusst. Von den Entwicklern des Produkts befragt, meinte der berühmte Dirigent Herbert von Karajan, dass es möglich sein sollte, Beethovens Neunte auf nur einer CD zu hören.
10. Ein Rattenfloh könnte ihn taub gemacht haben.
Beethoven begann in seinen späten Zwanzigern taub zu werden. Im Alter von 48 Jahren konnte er nichts mehr hören, litt aber unter Tinnitus. Nach neueren Studien könnte seine Taubheit von einer Form von Typhus herrühren, die durch einen Rattenfloh verursacht wurde. Trotzdem komponierte er weiter.
Beethoven war nicht nur taub, er litt auch unter chronischen Schmerzen
Beethoven hatte ein absolutes Gehör, so dass er sich die Töne und die Harmonie im Kopf vorstellen konnte, ohne sie auf einem Instrument zu hören. Heute weiß man, dass die damaligen Heilungsversuche nicht nur schmerzhaft waren, sondern auch zu zusätzlichen Entzündungen beitrugen, die Beethovens Leiden nur noch verschlimmerten.
Er vereinsamte und wurde zum Sonderling – was seinen Biographen zufolge eine unfaire Art ist, sich an ihn zu erinnern.